The Nuclear-Free Future Award 2018

Die Preisträger kommen aus Australien, Kasachstan, England, Frankreich und Österreich

Der Nuclear-Free Future Award, der mit insgesamt 30.000 US-Dollar dotiert ist, ehrt seit 1998 Menschen auf der ganzen Welt, die sich für das Ende des Atomzeitalters engagieren und Wege aufzeigen, sowohl die militärische wie die zivile Nutzung der Kernenergie zu beenden. Die Preisverleihung findet – in Kooperation mit der Leopold-Kohr-Akademie – am 24. Oktober 2018 in der Großen Aula der Universität Salzburg statt. Der Festakt, von Konstantin Wecker musikalisch begleitet, gilt auch einem Jubiläum: Der NFFAward wird 20 Jahre alt: Die erste Preisverleihung war 1998 in Salzburg; dazwischen reiste der Preis um die Welt.

Eine international besetzte Jury aus Aktivisten und Wissenschaftlern wählte in den drei Kategorien Widerstand, Aufklärung, Lösung (dotiert mit je 10.000 US-Dollar) die folgenden Preisträger:

Kategorie WIDERSTAND:
Jeffrey Lee, Australien

Jeffrey Lee ist 1971 in der Region Koongarra in Australien als Mitglied des Aborigine-Clans der Djok auf die Welt gekommen. Seine Vorfahren haben sich dort vor 40.000 Jahren angesiedelt. Unglücklicherweise lagert unter deren Kultstätten eines der rentabelsten Uran-Vorkommen Australiens. Der französische Atomkonzern Areva (firmiert seit Januar 2018 unter dem Namen Framatome) hat sich dafür bereits vor Jahrzehnten die Abbaurechte gesichert und seither mit großem Druck und scheinbar unwiderstehlichen Angeboten nahezu alles versucht, um Jeffrey Lee – und davor bereits seinen Großvater und Vater – dazu zu bewegen, dem Uranabbau grünes Licht zu geben. Doch Jeffrey Lee, der als oberster Verwalter des Landes über dessen Zukunft zu entscheiden hat, hat alle Angebote abgelehnt und Koongarra dem australischen Staat angeboten. Der wiederum hat das Angebot angenommen, Koongarra in den Kakadu- Nationalpark integriert und als Teil des Weltkulturerbes damit dauerhaft unter Schutz gestellt.

Kategorie AUFKLÄRUNG:
Karipbek Kuyukov, Kasachstan

Zwischen 1949 und 1963 hat die Sowjetunion 455 Atombomben auf dem Testgelände Semipalatinsk in der kasachischen Steppe gezündet – in der Atmosphäre oder direkt am Boden und damit die Umgebung einer dramatischen Strahlenbelastung ausgesetzt. Karipbek Kuyukov ist 1967 nur 100 Kilometer entfernt in dem kleinen Dorf Yegyndybulak zur Welt gekommen – als Folge der radioaktiven Strahlung ohne Arme. Dies hat ihn geprägt. Er widmete sein Leben und seine Kunst (aufrüttelnde, mundgemalte Mahn-Bilder) dem Ziel „dass niemand mehr unter den schrecklichen Folgen atomarer Waffenproduktion und Waffeneinsatzes zu leiden“ hat. Als Teil der Bewegung, die das Ende unterirdischer Bombentest in der Sowjetunion erstritt, hat er 1991 zur die Schließung des Atombomben-Testgeländes in Kasachstan beigetragen. Er ist um die Welt gereist und hat auf nationalen und internationalen Konferenzen (auch vor der UNO und dem USKongress) seine Stimme gegen Atomwaffen-Besitz, -Weitergabe und -Einsatz erhoben.

Kategorie LÖSUNG:
Linda Walker, England

Wie bei den meisten Katastrophen gehören auch in Tschernobyl Kinder zu denen, die das größte Leid tragen, obwohl sie am wenigsten dafür können. Die Britin Linda Walker startete 1995 ihr Hilfswerk Chernobyl’s Children, um Kindern aus verstrahlten Regionen in England erholsame Zeiten jenseits jeglicher Strahlenbelastung zu ermöglichen. Weil sie dabei bemerkte, wie positiv sich ein solcher Aufenthalt auf zwei Kinder auswirkte, die schwere Krebstherapien hinter sich hatten, haben Linda und ihr Team ihr Erholungsprogramm gezielt auf erkrankte Kinder ausgeweitet. Und weil gerade die Kleinen noch nicht alleine reisen können, hat sie die Möglichkeit geschaffen, sie zusammen mit ihren Müttern auf Reisen zu schicken. Die wiederum haben den Namen für diese wunderbare Aktion gefunden: Das „Ein-Traum-wird-wahr- Programm“. Ganz nebenbei hat die Britin Geld gesammelt, um in Weißrussland – das von der Strahlung am meisten betroffene Land – eine Ambulanz für die Opfer aufzubauen. Sie hat Hospiz-Aufenthalte von Kindern unterstützt, trainiert Medizinstudenten, Physiotherapeuten und die Belegschaften von Waisenhäusern und trägt mit dazu bei, Waisenkinder in Familien unterzubringen.

EHRENPREIS Kategorie Lebenswerk:
Didier und Paulette Anger, Frankreich

Was wäre die französische Anti-Atom-Bewegung ohne Didier und Paulette Anger. Vermutlich nicht das, was sie heute ist. In den frühen 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben die beiden mit ihrem Engagement gegen Atomkraft begonnen. Denn sie haben deren verschiedene Facetten direkt vor ihrer Haustür in Les Pieux in der Normandie erlebt: In La Hague ging 1966 die Wiederaufarbeitungsanlage in Betrieb, am Bahnhof von Valognes trafen jahrzehntelang abgebrannte Brennstäbe aus Deutschland ein, im Hafen von Cherbourg wurden aufbereiteter Atommüll und MOX-Brennelemente nach Japan verschifft, dort liefen französische Atom-U-Boote ein und aus. In Flamanville schließlich ging 1985 der erste Reaktorblock ans Netz. Der dritte ist seit 2005 in Bau – der will und will aber nicht fertig werden. Gegen diese sichtbaren Zeichen der Atomindustrie zogen die beiden alle nur denkbaren Register. 1975 gründeten sie mit Gesinnungsgenossen CRILAN, das Comité de Réflextion, d’Information et de Lutte Anti Nucléaire und sind seither nicht müde, ihre Stimme zu erheben. Sie haben sich eingemischt und eine Vielzahl an Sit-ins, Demonstrationen und Protestmärschen organisiert, nicht nur in ihrer Heimat Normandie, sondern beispielsweise auch in Bure gegen die geplante Atommülldeponie im Osten Frankreichs.

EHRENPREIS Kategorie Lebenswerk:
Peter Weish, Österreich

Peter Weish, geboren 1936 in Wien, ist so etwas wie der Vater der österreichischen Anti-Atom- Bewegung. Der studierte Biologe, Chemiker und Physiker war von 1966 bis 1970 Mitarbeiter am Institut für Strahlenschutz im Reaktorzentrum Seiberstof südlich von Wien und kennt daher die Denke der Atomtechnologen. Seit 1969 ist er erklärter Gegner der Atomkraft, und es ist zu einem Großteil ihm zu verdanken, dass das AKW Zwentendorf zwar gebaut, aber kurz vor seiner Inbetriebnahme bereits stillgelegt wurde und nie ans Netz ging. Denn Peter Weish war damals derjenige, der in Hearings und Podiumsdiskussionen in großer analytischer Schärfe darlegte, dass diese Technik keine Zukunft, dafür aber unendlich viele Restrisiken hat. Zwentendorf wurde dank ihm und mit Hilfe der Österreichischen Zivilgesellschaft zu einem Fanal. Im Jahr 1984 habilitierte Peter Weish an der Uni Wien mit seiner Arbeit „Beitrag der Humanökologie zur Technikbewertung am Beispiel der Kernenergie“. Grundsätzlich blieb der Träger des Konrad Lorenz Staatspreises und des Goldenen Verdienstabzeichens des Landes Wien deshalb so standfest, weil er auf zwei Beinen sicher steht: mit einem im Bereich Ethik und Philosophie mit dem anderen im Bereich Naturwissenschaft.

Der Nuclear-Free Future Award wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Die Preisträger werden im Rahmen des Festakts „20 Jahre Nuclear-Free Future Award“ geehrt.

Konstantin Wecker und Jo Barnikel werden den Abend musikalisch begleiten.

Kooperationspartner sind neben der Leopold Kohr-Akademie das Land Salzburg, die Stadt Salzburg, AUGE, plage – Plattform gegen Atomgefahren, Kunsthilfe Salzburg und die Salzburger Nachrichten. Weitere Partner: Robert Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Netzwerk sabine

Große Aula der Universität Salzburg
24. Okt. 2018, 18.30 – 21.30 Uhr
Hofstallgasse 2-4, Salzburg

Am 25. Oktober folgt im Saal der Salzburger Nachrichten ein ganztägiges Symposium mit dem Titel FÜR EIN ATOMFREIES EUROPA DER REGIONEN.

Eintritt für beide Veranstaltungen frei,
Anmeldung erforderlich über die Salzburger Nachrichten,
www.sn.at/reservierung oder
Tel. 0043 (0)662 - 8373 - 222


KONTAKT

Heinz Stockinger
Tel. 0043 - 662 - 643 567
E-Mail: heinz.stockinger@plage.at

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