Der Uranatlas in der Debatte um die Zukunft der Atomkraft
Der Uranatlas in der Debatte um die Zukunft der Atomkraft
Mit dem Uranatlas 2022, der am 26. April, dem Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, erschienen ist, und der Pressearbeit zum Uranatals konnten wir ein deutliches Zeichen setzen und die Diskussion um einen entscheidenden Aspekt erweitern: Deutschland und Europa sind auch von Uran und Brennelementen aus Russland abhängig. Die öffentliche Diskussion, die darüber entstand ist, wurde von uns und unseren Partnern Rosa-Luxemburg-Stiftung, Umweltstiftung Greenpeace, BUND sowie .ausgestrahlt angestoßen.
Wie notwendig es ist, dass wir uns mit Daten und Fakten über das Atomzeitalter einmischen, zeigt uns die öffentliche Diskussion angesichts der aktuellen Energie- und der seit Jahren drohenden Klimakrise:
Die Parteispitzen der CSU kreierten im Sommer die numerisch elegant erscheinende Formel „drei plus drei plus drei“ mit dem Ziel, die Laufzeiten der drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke zu verlängern, drei abgeschaltete wieder hochzufahren und drei neue zu bauen. Wir fürchten, dass die Diskussion um den Atomausstieg in Deutschland wieder aufflammt, wenn es im kommenden April tatsächlich um den endgültigen Atomausstieg geht. Diese Forderungen entbehren jeglicher Grundlage: Atomkraft war noch nie wirtschaftlich und wird es auch in Zukunft nicht sein. Frankreich führt mit dem Zustand seiner Atomkraftwerke gerade der gesamten Welt vor Augen, wie es sich selbst energiewirtschaftlich zu Grunde richtet, weil das Land aufs falsche Pferd setzt.
Wir möchten uns kommenden Jahr mit mehreren Veranstaltungen in die Diskussion einmischen und auch den Pressekollegen vermitteln, dass es nicht nur gefährlich ist, an der Atomkraft festzuhalten, sondern auch wirtschaftlich keinen Sinn macht.
Nachdem die Atomreaktoren der dritten Generation (EPR in Frankreich und Finnland) sowohl finanziell als auch zeitlich vollkommen aus dem Ruder gelaufen sind (EPR in Finnland: 11 statt kalkulierter 3 Milliarden, Fertigstellung 2022 13 Jahre später als geplant; EPR in Frankreich: 18 statt kalkulierter 3,3 Milliarden, Fertigstellung 2023 10 Jahre später als geplant), preist die Atomindustrie bereits die vierte Generation als Lösung an, den sogenannten Thorium-Reaktor. Das entbehrt jeglicher Realität: Nach Einschätzung der wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags werden die Reaktoren des vierten AKW-Generation nicht vor dem Jahr 2060 wirtschaftlich verfügbar sein. Dementsprechend entbehrt die Behauptung der Atom-Lobby, Atomkraftwerke könnten etwas dazu beitragen, die Klimakrise zu lösen, jeglicher Grundlage.
Das gleiche gilt für kleine Atomkraftwerke mit einer Leistung zwischen 1,5 und 250 Megawatt, die sogenannten „Small Modular Reactors“. Russland hat nach 13 Jahren Bauzeit auf der Akademik Lomonossow im Jahr 2020 zwei kleine schwimmende Reaktoren verwirklicht. ABER: daran ist nichts Neues. Diese Kernkraftwerke mit geringer Leistung sind mit Leichtwasser-Reaktoren, von denen man seit den 1960er Jahren weiß, dass sie funktionieren. Wegen ihrer geringen Größe sind sie noch unwirtschaftlicher als die großen Meiler. In der Vergangenheit wurden sie hauptsächlich im militärischen Bereich eingesetzt, in dem Geld schon immer eine untergeordnete Rolle gespielt hat.
Mit unserem Uranatlas versuchen wir auch in Zukunft so gut wir können dazu beizutragen, die Behauptungen der Atom-Lobby richtig zu stellen. Die Kabarettistin Luise Kinseher beispielsweise hat in der Schlachthof-Sendung vom 29. September 2022 im Bayerischen Fernsehen den Uranatlas in die Kamera gehalten, und die Zuschauer dazu aufgefordert, die politische Debatte um die Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke mit Fakten aus dem Uranatlas anzureichern.
Vergleichbares versuchen wir nicht nur bei uns in Deutschland. Den Uranatlas gibt es inzwischen auch in Englisch, Französisch, Tschechisch und Italienisch. Ende Januar 2023 wird eine Mini-Ausgabe in Türkisch erscheinen, mit der wir dazu beitragen wollen, dass der in der Türkei geplante Uranbergbau noch verhindert werden kann.
Für kommendes Jahr haben wir uns das Ziel gesetzt, einen russischen Uranatlas zu realisieren, mit dem wir die – ja, es gibt sie! – Atomkritiker*innen in Russland stärken wollen. Die ersten Gespräche dazu stimmen uns sehr zuversichtlich, den Plan verwirklichen zu können. Die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert, so dass wir dazu gerne um ihre Unterstützung bitten.
Ihr Ansprechpartner:
Dr. Horst Hamm
Tel. +49 (0)157 - 715 43 231 h.hamm@nuclear-free.com
Spendenkonto:
Nuclear Free Future Foundation
IBAN: DE26 4306 0967 8211 3171 00 SWIFT-BIC: GENODEM1GLS
GLS Bank, Konto: 82 11 31 7100 BLZ: 430 609 67 Verwendungszweck: „Uranatlas“