Ein Jahr Atomausstieg

Vor einem Jahr hat Deutschland mit Isar 2, Lingen 2 und Neckarwestheim seine letzten noch laufenden Atomkraftwerke stillgelegt und den Atomausstieg vollzogen. Seither hat es keinen Blackout gegeben, die CO2-Emissionen sind trotz aller Warnungen nicht gestiegen - und auch die Strompreise gesunken. Dass eine Mehrheit der Deutschen den Atomausstieg dennoch für falsch hält, zeigt dass die Menschen auf die Propaganda und die Lügen der Atomindustrie hereinfallen.

Das Atomkraftwerk Isar 2 - © Wikimedia Commons / Ra'ike T (BY-SA 3.0)

Am 15. April 2023 sind die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland endgültig stillgelegt worden. Viele haben die Entscheidung damals heftig kritisiert, allen voran der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und die CSU. „Die Versorgungssicherheit war zu jedem Zeitpunkt gesichert“, sagt Robert Habeck, „die Schwarzmalerei war unnötig." Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, bestätigt die Einschätzung des Wirtschaftsministers und wird dabei vom Handelsblatt mit den Worten zitiert, „dass die vielfältigen Befürchtungen nicht eingetreten sind.“

Die ständig anhaltende Kritik am deutschen Atomausstieg zeigt allerdings Wirkung. Nach einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox halten 51,6 Prozent der Befragten den Atomausstieg nach wie vor für einen Fehler. Nur 28,4 Prozent halten ihn für richtig. Und das, obwohl die Strompreise nach einem Bericht des Handelsblatts seither um 17 Prozent gesunken sind: „Während eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden im April 2023 noch 1703 Euro für Strom zahlte, sind es aktuell 1412 Euro." Nicht nur die Strompreise sind gesunken, es gab trotz Atomausstieg auch keinen Blackout in Deutschland.

CDU/CSU und Teile der FDP halten den Atomausstieg allerdings noch immer für einen Fehler und fordern ausgerechnet mit dem Verweis auf bezahlbaren Strom für Unternehmen und Privathaushalte eine Rückkehr zur Atomkraft. Eine absurde Argumentation. Die abgeschalteten Meiler lassen sich nicht wieder hochfahren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet: Preussen Elekra, der Betreiber von Isar 2, habe bis Oktober noch bestimmte Wartungsmaßnahmen durchgeführt. Nachdem diese Arbeiten eingestellt wurden, befindet sich Isar 2 im Rückbau - ein unumkehrbarer Vorgang. Und der Neubau von Atomkraftwerken ist ungeheuer teuer, wie das AKW Hinckley Point in Großbritannien als neuestes Beispiel zeigt mit voraussichtlichen Kosten von 40 bis 50 Milliarden Euro. Laut manager magazin „das teuerste Kraftwerk, seit es Elektronen gibt.“ Uran müsste aus Russland und Kasachstan bezogen werden, die Endlagerproblematik würde weiter vergrößert.

Man muss allerdings zur Kenntnis nehmen, dass Deutschland seit dem Atomausstieg vom Stromexporteur zum Stromimporteur geworden ist. Der meiste Strom kam allerdings aus Dänemark und Norwegen, aus Ländern also die seit Jahren auf Erneuerbare Energien und Wind- und Wasserkraft setzen, und nicht aus Frankreich, das seinen Strombedarf zu 65 Prozent mit Atomkraft deckt.

Nach einer anlässlich des Jahrestags des Atomausstiegs veröffentlichten Studie von Greenpeace und der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy sank der CO2-Ausstoß in Deutschland im Betrachtungszeitraum (16.4.2023 - 15.3.2024) im Strombereich um 24 Prozent. Grund dafür waren mehr Erneuerbare Energien sowie sinkende Strommengen bei Braunkohle (-29 %), Steinkohle (-47 %) sowie Gas (-5 %). „Insofern muss man konstatieren, dass die Schwarzmalerei unnötig war", betont Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Gerade bei der Stromerzeugung sind wir auf einem sehr guten Weg: Die Kohleverstromung erreicht einen historischen Tiefstand, der Ausbau der Erneuerbaren hat dank der harten Arbeit der letzten zwei Jahre klar angezogen. Das ist sehr gut für den Klimaschutz und eine saubere und sichere Energieversorgung." Ja mehr noch: die Greenpeace-Studie kommt sogar zum Ergebnis, „dass Deutschland ungefähr ab 2030 zum Exporteur von grünem und günstigen Strom werde." „Ein Jahr nach dem Atomausstieg ist Strom in Deutschland sauberer, günstiger und sicherer als zuvor”, ergänzt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. „Der Ausstieg aus dieser Hochrisikotechnologie hat die Energiewende beschleunigt - er war die richtige Entscheidung.“

Dem kann man eigentlich nur hinzufügen, dass Deutschland auch die Brennelementefabrik in Lingen und die Urananreicherungsanlage in Gronau schließen sollte. Beide Atomanlagen liefern Brennstoff für Atomkraftwerke im Ausland. Erst wenn auch diese beiden Anlagen stillgelegt sind, sind wir hierzulande endgültig aus dem Atomzeitalter ausgestiegen

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